Freitag, 20. Mai 2011

Die Menge schäumt

Das Schöne am Mitmachweb ist, dass alle mitmachen. Das Schlimme am Mitmachweb ist, dass alle mitmachen...

Social Marketing klingt ganz einfach - ist es aber nicht. Gerade erleben wir eine Zeit, in der wirklich ALLE Unternehmen irgendwas mit Facebook machen müssen, meist, weil der Chef im Meeting sagt: "Wieso sind WIR eigentlich noch nicht auf Facebook" und alle in hektische Betriebsamkeit ausbrechen. Und keiner weiß, wie es funktionieren kann, weil es noch so neu ist. Und dann kann es eben richtig in die Hose gehen.

Bei Pril hatten sie immerhin eine echt gute Idee (lassen wir doch ein neues Pril Flaschen-Design von Nutzern entwerfen und bewerten), die auch wirklich Community-Charakter hatte. Das ist ja nicht überall der Fall. Leider haben sie es meiner Meinung nach aber nicht zu Ende gedacht. Was ist passiert?

1. Niemand hatte daran gedacht, dass vielleicht nicht nur schöne und ernstgemeinte Beiträge eingesendet werden, sondern auch solche, die man vielleicht nicht unbedingt am Ende auch wirklich umsetzen möchte. Als sie es gemerkt haben, haben Sie die Regeln mittendrin geändert und dann doch erst mal geprüft. Kleiner Tipp: KAM NICHT GUT AN, DAS.
2. Niemand hatte daran gedacht, dass die Nutzer diese "nicht-so-schönen" Designs am Witzigsten finden könnten. Es hatte auch niemand daran gedacht, dass Abstimmungen über Facebook ganz schön problematisch weil fälschungsanfällig sind. Als sie es gemerkt haben, haben sie einen Teil der Stimmen gelöscht - wohl ohne zu erläutern, nach welchen Kriterien. Noch'n Tipp: KAM NOCH WENIGER GUT AN.

Fazit: Zwei bestenfalls langweilige Designs wurden prämiert, obwohl viele wirklich schöne dabei waren. Der Sturm der Entrüstung flaut gar nicht mehr ab, die Menge schäumt. Zu Recht.
Am besten wäre es natürlich gewesen, dem Rat unser aller Eltern zu folgen: Erst nachdenken, dann reden. Sprich: Vorneweg Regeln zu formulieren, nach denen Designs erst geprüft und dann freigegeben werden. Oder es halten wie Otto, denen ist das bei einem Modelwettbewerb auch passiert: Nehmen was kommt. In Otto's Fall: "Der Brigitte" shooten und Respekt ernten. In Pril's Fall: Die zwei meistgewählten Designs produzieren und gut.

Ich würde ja fast Wetten darauf abschließen, dass Pril's Ausflug in die Facebook-Welt damit beendet ist. Der/die Chefs schäumen bestimmt auch. Immerhin: In die Medien haben sie es ja geschafft...

Wieder mal ein Beweis dafür, dass Social Marketing nicht billig zu haben ist. Im Gegenteil: Für den schönen Gewinn, ganz dicht dran am Kunden zu sein, muss man viel investieren: Zeit vor allem, Ideen auf jeden Fall, Expertise, wo es geht, gesunder Menschenverstand reicht aber meist auch. Vor allem muss man wirklich bereit sein, das Ruder aus der Hand zu geben und sich vom Ergebnis überraschen zu lassen. Das ist ja gerade das, was das "social web" so schön macht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen