Montag, 28. Februar 2011

Sätze, die das Gewicht der Welt tragen

"Die durchschnittlichen Ernährungswerte 1941 betrugen 2613 Kilokarien für Deutsche, 699 für Polen und 184 für Juden."

Aus der aktuellen ZEIT, Besprechung von "Ringelblums Vermächtnis. Das geheime Archiv des Warschauer Ghettos", Samuel D. Kassow.

Donnerstag, 24. Februar 2011

Der Fall Guttenberg(s)

Bislang habe ich mich irgendwie nicht dazu durchringen können, Stellung zum Thema (Ex-) Dr. Guttenberg zu beziehen. Zu undurchsichtig fand ich das plötzliche Auftauchen der Vorwürfe, zu viel politische Denke haben mir mein Studium und mein bisheriges Berufsleben eingetrichtert. KTG war so beliebt, dass man eine Gegenkampagne schon förmlich riechen konnte. Und dann das. Also habe ich erst mal abgewartet und die Medien gesichtet. Und war immer noch zurückhaltend.
KTGs Medienaktion, neben einer offiziellen Pressekonferenz her vor ein paar Kameras ein Statement vorzulesen, fand ich aus Bürgersicht ziemlich daneben und feige, aus Krisen-Kommunikationssicht zumindest zweifelhaft. In solchen Momenten kann man eigentlich nur zweierlei tun: Man geht in die Offensive, entschuldigt sich und beteiligt sich an der Aufklärung. Oder man schweigt.
Jetzt fragte sich die halbe Welt zwangsläufig, ob der Mann was zu verschweigen hat. In Zeiten von Wikileaks und Social Media konnte das nicht lange gut gehen. Schnell gab es ein GuttenPlag Wiki und die Internet-Generation (von der FAZ doch tatsächlich "Schwarmintelligenz" genannt...) zerpflückte die Dissertation. Und fand immer mehr fragwürdige Stellen.
Seinen Doktortitel ist KTG nun erst mal los, die Uni Bayreuth ermittelt weiter, eine offizielle Fragestunde des Bundestages gab es gestern - und ich war immer noch unschlüssig.
Bis ich heute morgen im Kommentarbereich der ZEIT online auf die folgende Visualisierung gestoßen bin, die aus dem GuttenPlag Wiki stammt. Für mich ist der Mann angezählt. Selbst wenn nur die Hälfte der gefundenen Stellen einer wissenschaftlichen Einschätzung standhalten sollten. So etwas kann doch niemandem aus Versehen passieren.



Montag, 21. Februar 2011

Verwirrung gefällig?

Diese schöne Frau ist ein Mann...mithin der erste, der Frauenkleider auf dem Laufsteg präsentiert und mal weiblich und mal männlich fotografiert wird. Im aktuellen Zeit Magazin gibt es eine Fotostrecke mit Andrej Pejic, darüber bin ich gestolpert (die Mädchenmannschaft auch, wenn auch mit weniger Begeisterung, wie mir scheint). Auf Zeit online wird ziemlich heftig diskutiert (um es mal so zu nennen). Das kann ich nachvollziehen, wir sind es schließlich nicht gewohnt, dass unsere Sehgewohnheiten auf den Kopf gestellt werden.
Ich finde, man kann hier sehr schön sehen, wie selten wir wirklich sehen, wenn wir schauen. Aha, Kleid, lange Haare, dünn = Frau. Wir sehen eine Frau, keinen schönen Menschen.
Auch die Werbung spielt auf diese Weise mit Erwartungen - quasi ein Geheimrezept ist es, diese Erwartungshaltungen zu enttäuschen. Das bringt Aufmerksamkeit in Zeiten der Informationsüberflutung.
Manche aber setzen auch geradezu darauf, dass die Konsumenten nicht so genau hinsehen. Bei einem Plakat für dieses Getränk mussten wir neulich jedenfalls schon zweimal schauen, um zu erkennen, dass es sich nicht um Fanta handelt. Damit versucht der Hersteller wohl, beim Käufer genau die Emotionen zu wecken und Verbindungen hervorzurufen, die an die "große" Marke gebunden sind.
Zurück zu Andrej Pejic, der diese Assoziationskette ausgelöst hat. Ich finde, er/sie hat ein überaus interessantes Gesicht und ich sehe mir die Bilder alle sehr gerne an, ganz gleich in welche Posen er/sie sich wirft.

Dienstag, 15. Februar 2011

The Choices You Make



Es mag vielleicht nicht ganz pc sein, einen Alkohol-Werbespot weiter zu empfehlen, aber dieser Spot
1) ist eines der besten Beispiele für integrierte Kommunikation und virale Spots, das mir in der letzten Zeit untergekommen ist (auch toll ist der hier). Wow. Ich bin neidisch.
2) ist mit dem großartigen Willem Dafoe, und allein seinetwegen möchte ich mir ihn in der Endlosschleife ansehen.
3) transportiert eine Botschaft, die zum Nachdenken anregt: Niemand weiß, wohin unsere Entscheidungen uns führen, aber wir haben in der Hand, wie wir diese Entscheidungen treffen. Make bold choices. Seien wir wagemutig!

Bin mal eben weg...

...muss mir die neue Missy kaufen.
Häh? Wird sich der eine oder die andere von Euch jetzt fragen. Das Missy Magazine ist seit der ersten Ausgabe Ende 2008 unser liebstes Magazin und nach dem Niedergang und darauffolgenden langsamen Ende der (deutschen) Vanity Fair auch das einzige, das wir ertragen können. Wirklich. Da kann man Sachen drin lesen, die einen echt begeistern. Z.B.: Wie man sich sein eigenes Monster strickt (oder wahlweise auch Vulva) oder wie man mit Blumensamenbomben zur Guerillagärtnerin wird. Außerdem gibt es die bestfotografierte Modeserie EVER, eine tolle Netzschau, super Interviews mit KünstlerInnen, SchauspielerInnen und MusikerInnen die man vielleicht nicht kennen muss, aber nach den Berichten unbedingt kennen möchte (Sandra Hüller zum Beispiel). Ach ja, und einen ausführlichen Musik- und Filmteil, der sich mit Neuerscheinungen beschäftigt, die man sonst nie bemerkt hätte. Oh, und natürlich die netten und schamlosen "untenrum"-Seiten. Wie das alles in eine Zeitschrift passt? Das wissen wir auch nicht, aber wir finden es toll!
Sie sei Euch ans Herz gelegt. Und jaaaa, sie ist feministisch, aber nicht so Zeigefinger-Emma-mäßig, sondern eher: Von Frauen für alle, die Frauen schätzen und lieben.

Donnerstag, 10. Februar 2011

Ohne Worte

Extra 3, Satiremagazin der ARD, hat unter dem Titel "Frauen - es geht auch ohne" Frankfurter Bänker aufs Glatteis geführt. Jetzt weiß ich zwar nicht, ob ich mich scheckig lachen soll (über das, was Tobias Schlegl den Herren der Schöpfung so in den Mund legt) oder entsetzt bin (über das, was sie sich so in den Mund legen lassen), aber witzig ist es allemal. Insbesondere erfasst mich die reine Schadenfreude beim Gedanken daran, was die Freundin/Frau/Mutter wohl dazu meint, ihren Liebsten solche Sachen sagen zu hören. Viel Spaß!




Vielen Dank der Mädchenmannschaft für den Tipp!

Mittwoch, 9. Februar 2011

Facebook: Gefällt mir?

Die Internet World Business geht mit Hilfe eines Experten für Internetrecht dem Facebook Like-Button und der datenschutzrechtlichen Konsequenzen auf den Grund. Auch wenn der Artikel meiner Meinung nach ein wenig redaktionelle Überarbeitung vertragen hätte, um das Juristen-Geschwurbel in verständliches Deutsch zu übersetzen, ist er dennoch lesenswert. Um den Artikel mal in zwei Punkten zusammenzufassen:
1) Besucht ein eingeloggter Facebook-Nutzer eine Webseite, auf der ein Gefällt mir-Button eingebunden ist, überträgt der Browser bereits beim Besuch der Webseite Daten an Facebook. D.h. auch ohne dass der Nutzer den Like-Button klickt, erhält Facebook "diverse Nutzerdaten".
2) Da es noch keine eindeutigen Urteile zu diesem Problem gibt, rät der Anwalt Webseiten-Betreibern zur vorsorglichen Ergänzung der Datenschutzerklärung. Ist auf der Webseite ein Like-Button eingebunden, sollten Betreiber in ihrer Datenschutzerklärung auf die Übertragung von Nutzerdaten hinweisen.

Die Einbindung von Like-Buttons und die damit verbundenen Konsequenzen werden immer wieder diskutiert, ein Beispiel für eine Datenschutzerläuterung habe ich hier gefunden.

Montag, 7. Februar 2011

The Blues




"Still got the Blues" ist eines meiner Lieblingslieder, obwohl ich eher zufällig darauf aufmerksam wurde. Meine Eltern haben irgendwann diese MC (für alle unter 25: Musik Cassette) angeschleppt, die eigentlich in ihrem Laden lief: Sahnestücke '91. Ziemlich schmalziges Zeug da drauf, die Scorpions, Zucchero, etc. und eben Gary Moore. Die Kassette lief bei uns im Auto auf den Wochenendfahrten an den Bodensee rauf und runter. Aber das Lied habe ich besonders geliebt. Es hat auch so gut zu meinem Teen-Hormon-Weltschmerz gepasst.
Und gerade lese ich: Gary Moore ist tot. Er wurde nur 58 Jahre alt. Lassen wir seine Gitarre nochmal singen. Danke für all diese wunderbaren Autofahrten.

Freitag, 4. Februar 2011

Über Quotenfrauen und Kopftuchmädchen

Ich habe mich ja bereits gestern als Fan der Mädchenmannschaft geoutet. Das liegt zum einen an der - wie ich finde - hohen Qualität der Beiträge und zum anderen am breiten Themenspektrum. Mein Vater würde wohl brummeln: "Feministisch warst du schon immer" (und an unsere vielen kleinen und größeren Streitereien denken, die sich meist um seinen Anteil am Haushalt drehten). Da hat er wohl nicht unrecht. Ich steh nun mal auf Gerechtigkeit (jap, wie nur werde ich jetzt das innere Bild von Superwoman mit der gen Himmel gestreckten Faust wieder los??).
Zurück zum Thema: Die Mädchenmannschaft also. Gestern mit einem Beitrag von Kübra, die mit Thilo Sarrazin in einer Radiosendung des BBC "diskutiert" hat: “I want yu tu intekräyt.” Vielen Dank dafür! Wir brauchen mehr davon. Ich persönlich bin ja immer noch schockiert, was für einen Wirbel - und Schaden - er mit seinen wirren "Thesen" anrichten konnte. Als Ex-Berliner schlage ich mich nun schon seit Jahren mit seinen diversen *räusper* "Äußerungen" herum und ernstnehmen konnte ich das noch nie.
Aber natürlich sind wir nicht immer einer Meinung, die Autorinnen der Mädchenmannschaft und ich. Das wäre ja langweilig, immer nur Konsens. Apropos Konsens: Über das hier muss ich noch ein bisschen nachdenken. Ich finde den Ansatz, erst mal nachzufragen statt einfach zu machen, toll. Ich frage mich nur, ob man es nicht auch übertreiben kann. Und wie das ganze gegen sexuelle Ausbeutung helfen soll, ist mir auch noch schleierhaft. Manchmal hilft einem ein "Nein" ja leider auch nicht weiter. Was sagt ihr denn dazu?
So richtig weiß ich auch bei der momentanen Quotenfraudebatte nicht, was ich davon halten soll. Eigentlich finde ich es nicht richtig, dass Unternehmen mehr weibliche Führungskräfte "aufgezwungen" werden, vor allem weil ich denke, dass es den Stand der Frauen in den Unternehmen eher untergräbt als ihn zu fördern. Andererseits habe ich schon am eigenen Leib erfahren, dass man in gewissen Arbeitsumfeldern gegen die männlichen (Karriere)Netzwerke nicht ankommt, ja nicht mal als vollwertige Arbeitskraft ernstgenommen wird. Hier ist guter Rat teuer.

Donnerstag, 3. Februar 2011

Tabula rasa oder Die Angst vor dem unbeschriebenen Blatt

So. Nun ist das Blatt schon nicht mehr unbeschrieben. Muss mir also keine Angst mehr machen, das Blog-Dingens. Ist ja auch nicht mein erstes Mal, allerdings dennoch eine Premiere. Schließlich bin ich jetzt ganz offiziell selbständig. Und das hier möchte ich auch nutzen, um die ganzen Dinge und Undinge loszuwerden, die mir täglich auf meinen berufsbedingten Reisen durchs Netz so vor die Füße kullern.
Auf diese Weise kann ich euch gleich mal das hier empfehlen: http://www.boersenblatt.net/template/bb_tpl_tags/?tag=FAQ. Nützliches rund um die Social Media-Fragen, die Unternehmen (und nicht nur die) gerade umtreiben. Ich persönlich finde das Thema wahnsinnig spannend, warne aber vor Aktionismus. Nein, nicht JEDES Unternehmen braucht wirklich eine eigene Facebook-Seite. Die mit einer jungen Zielgruppe, die vorhaben, mit ihren Kunden in echten Dialog zu treten und denen womöglich auch noch einen Mehrwert bieten können, jedoch schon. Aber dazu sicher noch häufiger mehr von mir.
Natürlich treffe ich auf Streifzügen aber auch immer wieder auf privat Interessantes. Auf dem Blog der Mädchenmannschaft zum Beispiel.
Ich freue mich auf rege Diskussionen und wünsche uns allen viel Spaß!